Schöpfung bewahren
Eine Wirtschaftsweise, die Menschen ausbeutet, Ungerechtigkeit hervorruft und natürliche Lebensgrundlagen zerstört, kann nicht im Sinne Gottes sein. Unser ökonomisches System, in dessen Rahmen unser wirtschaftliches Denken und Handeln abläuft, ist nicht wertneutral, sondern mit einer zutiefst menschen- und gottverachtenden Weltanschauung verbunden.
Es ist schlichtweg unmöglich, diesem weltlichen System Mammons und dem System des göttlichen Königreiches in gleicher Weise zu dienen. Das ist es, was Jesus meinte, als er sagte: Ein Mensch kann nicht zwei Herren dienen: Ihr könnt nicht Gott dienen und zugleich dem Mammon (Mat. 6,24). Dabei ist Mammon nicht einfach ein anderer Begriff für geprägte Münzen oder Geld als Tauschmittel ist (wie in manchen Bibel-Übertragungen). Mammon ist vielmehr eine dunkle geistliche Macht, die unsere Anbetung verlangt, und zwar in einem ganz konkreten Punkt.
Gott trägt im Alten Testament in 1. Mose 22,14 den Titel „Jahwe Jireh“: „Der Herr sieht“ bzw. „Der Herr ist Versorger“. Gott selbst möchte uns versorgen mit allem, was wir zum täglichen Leben brauchen, er sieht unsere Bedürfnisse und möchte sie stillen. Mammons großes Ziel ist es, uns von diesem Ur-Vertrauen in Gottes Versorgung abzubringen. Er setzt alles daran, dass wir ihm mehr vertrauen als dem lebendigen Gott. Und tatsächlich entwickelt sich das Wirtschaftssystem in allen Bereichen unseres Lebens zu einer Ordnungsmacht, dem sich Privatleben und Glauben anpassen.
Diese Entwicklung bringt ein Appell des Lutherischen Weltbundes auf den Punkt: „Wir müssen der falschen Ideologie der neoliberalen wirtschaftlichen Globalisierung so begegnen, dass wir dieser Realität und ihren Auswirkungen entgegentreten, sie umwandeln und verändern. Diese falsche Ideologie gründet auf der Annahme, dass der auf Privateigentum und ungezügeltem Wettbewerb (...) aufgebaute Markt das absolute Gesetz ist, das das menschliche Leben, die Gesellschaft und die Umwelt beherrscht. Hier handelt es sich um Götzendienst. Er führt dazu, dass die, die kein Eigentum besitzen, systematisch ausgeschlossen werden (...) und die Erde verwüstet wird.“